Mögliche Begleiterscheinungen der Krebstherapie

Die Therapie der Krebserkrankung kann aber nicht mit unterschiedlichen Begleiterscheinungen und Nebenwirkungen einhergehen. Diese können, müssen aber nicht auftreten. Einige häufig vorkommende seien hier genannt:

 1. Übelkeit

Übelkeit ist die am meisten befürchtete Nebenwirkung bei einer Chemo. Diese Übelkeit kann heute gut in den Griff bekommen werden und tritt wenn überhaupt nur wenige Tage auf.  Schon während der Chemogabe wird vorgebeugt und es gibt wirksame Medikamente oder Wirkstoffkombinationen, sollte sie dennoch auftreten. Die Beschwerden sind dabei höchst individuell und abhängig von den Wirkstoffen der Chemotherapie: Nicht bei allen Patienten treten die gleichen Nebenwirkungen auf und/oder sie machen sich in unterschiedlichen Abstufungen bemerkbar. Bei mir machte sie sich durch ein leichtes "Katergefühl" bemerkbar und auch nur einen Tag lang.

Wichtig ist: Haben Sie Beschwerden, treten Sie an Ihren Arzt oder die Chemoassistentin heran und berichten davon. Sie müssen nicht leiden, es wird Ihnen geholfen.

Zusätzlich zu evtl. zu nehmenden Medikamenten habe ich aus eigener Erfahrung folgende Tipps für Sie:

  • - essen Sie grundsätzlich worauf Sie Appetit haben. Das wird wahrscheinlich nicht gerade eine deftige Mahlzeit sein, eine leichte Kost ist da natürlich bekömmlicher, z.B. eine leckere Suppe. Ich konnte in dieser Zeit auch einige Lebensmittel, die ich sonst liebe, wie würzigen Käse, Kaffee oder Knoblauch schlecht ertragen. Das hat sich aber später (glücklicherweise) wieder gegeben.
  • - trinken Sie genug. Mir schmeckten Kräutertees deutlich besser als stilles Wasser. Bei den Tees kann man auch mal die Geschmacksrichtung  variieren.
  • - eine Homöopathische Begleitung habe ich als hilfreich empfunden. Mir hat Nux Vomica geholfen.
  • - Frische Luft ist nie verkehrt.

2. Beeinträchtigungen im Darmtrakt

Unangenehm kann auch eine durch die Krankheit selbst oder durch die Art der Chemotherapie entstehende Verstopfung sein. Auch hier kann man gut vorbeugen oder Abhilfe schaffen. Notfalls kann man auch den Arzt um ein Abführmittel bitten.

Erfolgversprechend sind folgende Maßnahmen:

  • wir wissen es alle: Viel trinken, bitte zwei Liter pro Tag.
  • mir hat morgens ein Glas lauwarmes Wasser auf nüchternen Magen geholfen.
  • stark stopfende Lebensmittel wie Schokolade oder Bananen sollten Sie vom Speiseplan streichen. Frisches Gemüse ist leicht und sättigt gut. Auch Ballaststoffe können Sie essen, wenn sie dadurch nicht Blähungen bekommen.
  • sollte es dennoch zur Verstopfung kommen können Sie es mit einem Glas Sauerkrautsaft probieren bevor sie zu Abführmitteln greifen

3. Neuropathien

Neuropathien nennt man Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Sie können sich so bemerkbar machen:

  • Störungen des Gefühls an Fußsohlen und Fingerspitzen, auch Überempfindlichkeit gegen Berührungen.
  • Kribbeln wie ein Ameisenlaufen an Fußsohlen oder Händen
  • Hände oder Füße fühlen sich taub oder eingeschlafen an, manchmal auch "pelzig"

Sie können als Folge der Behandlung mit bestimmten Chemotherapeutika oder auch der Strahlentherapie auftreten oder durch den Tumor selbst verursacht werden, wenn dieser z.B. auf eine Nervenbahn drückt. Im letzten Fall wird man natürlich zunächst versuchen den Tumor zu verkleinern. In den anderen Fällen helfen Physiotherapie, Ergotherapie und Elektrotherapie, allerdings auch einfach Bewegung. Hier sollte man die Gliedmaßen unterschiedlichen Belastungen und Reizen aussetzen, die die Nervenfunktion verbessern kann.

In den meisten Fällen verschwinden die Symptome nach Beendigung der Therapie wieder. Sollte dies nicht der Fall sein muss auch an mögliche Begleiterkrankungen wie Diabetes Mellitus oder eine Niereninsuffizienz gedacht werden, bleiben Sie mit Ihrem Arzt dazu in engem kommunikativen Kontakt.

4. Erhöhte Infektanfälligkeit

Ziel einer Chemotherapie ist es die sich schnell teilenden Krebszellen zu zerstören. Leider werden als unerwünschte Nebenwirkung auch die sich schnell teilenden Zellen des Knochenmarks zerstört. Daher ergibt sich eine Neigung zu vermehrten Infekten, weil die Produktion der für die Abwehr wichtigen weißen Blutkörperchen (Leukozyten) gestört ist. Ein intaktes Immunsystem kommt einfach damit klar, aber nicht das eines Krebspatienten. Beachten Sie daher diese einfachen Regeln:

  • achten Sie auf gründliches Händewaschen und gute Hygiene in Ihrem Wohnumfeld, eine Desinfektion ist in der Regel nicht notwendig.
  • nach dem Streicheln Ihres Haustieres sollte sie ebenfalls die Hände waschen
  • Vermeiden Sie Nahrungsmittel, die nicht sterilisiert sind wie Rohmilch, Softeis oder rohe Eier, auch im Tiramisu ;)) und erhitzen Sie aufgewärmte Speisen mindestens 10 Minuten bei mindestens 60 Grad.
  • Verzichten Sie auf die Biotonne und Kompost, weil dort Schimmelpilze vermehrt auftreten
  • Benutzen Sie Gartenhandschuhe bei der Gartenarbeit, noch besser: Lassen Sie die Gartenarbeit jemand anderen erledigen
  • Menschenansammlungen sind zu vermeiden wie z.B. in den öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Vermeiden Sie die Berührung mit häufig angefassten Dingen wie Rolltreppenbändern, Haltegriffe in Bus und Bahn, Handläufe bei Treppen
  • Nicht zuletzt: Halten Sie sich warm, damit sich nicht eine ganz profane Erkältung einstellt.

5. Schleimhäute

Eine häufige Nebenwirkung einer Chemo und/oder Strahlentherapie betrifft die Schleimhäute, die von der Mundhöhle bis zum Enddarm betroffen sein können. Die Entzündungen der oberen Bereiche wie Speiseröhre oder der Mund sind vor allem bei der Nahrungsaufnahme sehr hinderlich. Beugen Sie also vor:

  • Achten Sie auf besonders sorgfältige Mundhygiene mit einer weichen Zahnbürste nach jeder Nahrungsaufnahme
  • Mundduschen oder Mundspülungen sind sehr zu empfehlen
  • Meiden Sie Alkohol, Fruchtsäfte, Säuren oder scharfe Gewürze, die die Schleimhäute angreifen könnten
  • Nikotin und sehr heiße oder kalte Nahrungsmittel sollten ebenso vermieden werden
  • Kauen Sie gut und vermeiden Sie trockene und harte Lebensmittel, sollten Sie bereits große Probleme haben, steigen Sie auf weiche Kost um.
  • Scharfe Kanten an den Zähnen oder Prothesen sollten im Vorfeld der Behandlung beseitigt werden

6. Fatique

Müdigkeit und Abgeschlagenheit während der Krebstherapie halten die meisten Menschen für etwas Normales, schließlich ist die Therapie kräftezehrend und langwierig. Sind die Beschwerden aber sehr ausgeprägt, könnte es sich aber auch um Fatique (französich für Müdigkeit) handeln: Eine besonders schwere Form der Erschöpfung. Sie kann während der Therapie auftreten (bessert sich aber meist innerhalb einiger Wochen nach deren Abschluss). Es gibt aber auch Patienten, die noch Jahre nach der Krebstherapie mit dieser Müdigkeit kämpfen.

Hier ist ärztliche und psychologische Hilfe gefragt, die sich immer an der individuellen Situation orientiert. Dabei wird Begleiterkrankungen Aufmerksamkeit geschenkt, Schmerzen oder Schlaflosigkeit gelindert, Infekte behandelt. Nicht zuletzt benötigt eventuell auch der seelische oder soziale Zustand Behandlung: wie wurde die Therapie verkraftet, gibt es Ängste, die bearbeitet werden müssen.

Scheuen Sie sich nicht, bei diesen Beschwerden Ihren Arzt ins Vertrauen zu ziehen.